Drei Grundregeln

Michelle war gerade um die Ecke gebogen und hatte den Schulhof betreten, da sah sie Lena, die auf der Treppe vor dem Gebäude saß. Die brünette Abiturientin rollte mit den Augen und setzte ihren Weg Richtung Eingang fort. Sie würde heute, wie die anderen Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse, die Noten der Abiturprüfungen erfahren und hatte daher keine andere Wahl.

Am Fuß der breiten Treppe angekommen, wählte Michelle den Weg, der am weitesten von ihrer früheren Freundin entfernt war. Diese hatte es zuerst mit einem Lächeln versucht und schritt nun zur Tat. Lena sprang auf, rannte die Treppe empor und stellte sich vor die Tür, als Michelle gerade danach griff.

»Hi Michi«, begrüßte sie ihre Mitschülerin.

»Was willst du?«

»Mich entschuldigen, und zwar so lange, bis du mir verzeihst.«

»Okay«, gab Michelle zurück und rollte erneut mit den Augen. »Ich verzeihe dir. Kann ich jetzt rein? Ich glaube allerdings nicht, dass deine Bestrafung schon ausreichend war.«

»Wie bitte?«

»Ich sagte, dass ich nicht glaube, dass deine Bestrafung schon ausreichend war«, wiederholte ihre Freundin. »Bei Miriam im Garten, meine ich. Es geht ja nicht nur um den Seitensprung, sondern auch um die Lügen danach und dass du mich dazu gebracht hast, Benjamin und Miriam völlig grundlos zu quälen.«

»Es tut mir so leid«, kam es erneut von Lena.

»Dann bist du also meiner Meinung?«

»Deiner Meinung?«

»Dass du noch mehr bestraft werden solltest.«

...